Die Birken schlagen aus

Der Frühling im Naturpark Moor - Veenland lockt uns mit Maibäumen, „Fietstouren“ und bietet Gesundheit und Schönheit aus den jungen Birken

Das Weiß der Rinde und das Grün der Blätter: Die Birke wirkt frisch, rein und grün. Kein Wunder, dass Birken als Sinnbild für den Frühling und für die wiedererwachende Natur stehen! Das kann jeder sehen, der sich im Naturpark Bourtanger Moor - Veenland auf den Weg macht; denn Birken werden ihn unweigerlich begleiten.
In den Dörfern und Gemeinden des Naturpark Bourtanger Moor - Veenland stehen sie im Mittelpunkt verschiedener Frühlingsbräuche:  So schmückt man zum 1. Mai bei einer Radtour seine „Fietse“ mit Birkenzweigen und einem Mädel - dem von einem jungen Mann der Hof gemacht wird - erhält einen Birkenstamm nachts vor das Fenster gestellt. Wer im Mai durch die Naturpark-Region radelt findet zudem zahlreiche „Maibäume“, die von den Nachbarschaften oder im Ortskern aufgestellt werden und mit bunten Bändern geschmückt den Frühling begrüßen. Soviel Brauchtum um den Baum, der so typisch ist für die Landschaft im Naturpark Bourtanger Moor - Veenland: Die Birke bildet hier ganze Wälder und begleitet Alleen entlang der Landstraßen. 

Genau hinschauen lohnt sich:
Kennen Sie den Unterschied zwischen den Moor- und den Hängebirken? Wer einmal die Arten zu unterscheiden gelernt hat, wird schon von weitem erkennen können, welche der beiden im Naturpark Bourtanger Moor -Veenland häufigen und überall vorkommenden Birkenarten er gegenübersteht.  
 
Die Moorbirke (Betula pubescens) trägt ihren Standort schon im Namen! Sie bevorzugt die feuchteren Moorrandgebiete oder verbreitet sich auf den Wiedervernässungsflächen der ehemaligen Abtorfungen aus. Zu erkennen ist sie an ihrem aufrechten Wuchs, die Äste stehen nach oben mit ihren rautenförmigen Blättern. Sowohl die Zweige als auch die Blätter sind flaumig behaart.
 
Die Hänge- oder auch Sandbirke (Betula pendula) dagegen mag es trockener und kommt in den Heidegebieten, Parks, Wäldern und Alleen vor. Hängebirke heißt sie, weil ihre Äste (vor allem bei älteren Bäumen) an den Zweigspitzen herunterhängen. Der Name Sandbirke leitet sich von ihrer Liebe zu sandigen Standorten ab und davon, dass sich ihre Zweige und Blätter warzig trocken anfühlen.  

Als Pflanzenexpertin kenne auch ich mich mit der Verwendung der Birken in der Volksmedizin und modernen Heilpflanzenkunde gut aus. Als Beispiel dient hier mein Rezept gegen trockene Kopfhaut und für glänzendes Haar:

Birkenwasser fürs Haar
•      150 ml Apfelessig
•      250 ml Wasser
•      eine Handvoll frischer junger Birkenblätter und Knospen 
Den Ansatz der frischen Blätter mit dem Apfelessig ca. 2-3 Wochen an einem warmen schattigen Platz stehen lassen. Durch ein Küchensieb abseihen und mit frischem Wasser verdünnen. Massieren Sie die Birken-Haarspülung in Haare und Kopfhaut ein! Das verbessert die Durchblutung des Haarbodens, belebt das Haarwachstum und verleiht den Haaren Glanz und Frühlingsfrische. Der Apfelessig nimmt Filme von Haarkuren und Haarspray von den Haaren ab und bringt die Haare zum glänzen! 

 
Die Sandbirke besitzt eine weiße, glatte Rinde, die zuweilen in Streifen vom Baum abzulösen ist. In den Zeiten des ersten Weltkrieges dienten diese Rindenschnipsel als Notpapier, um Erlebnisse an der Front festzuhalten. 

Ist da etwa Hexerrei am Werk?
Natürlich findet so ein auffälliger Baum auch Eingang in Hexengeschichten- kein Wunder! So wird er zuweilen von einem Pilz (Schlauchpilz Taphrina betulina) befallen, der ein ungehemmtes Kurztriebwachstum auslöst. Es kommt zu einer Ansammlung von kurzen Ästen, die oft für Misteln oder Hexenbesen in den Birken gehalten werden! Man mag glauben, einer Hexe sei ein Spruch im wahrsten Sinne des Wortes „daneben“ gegangen und traf versehentlich die Birke, die daraufhin die bizarren Hexenkugeln ausbildete.
 
Meine Tipps:

  • Unsere Naturparkführer können Ihnen die Unterschiede zwischen den Moor- und Hängebirken genauer erklären. 
  • Erlebnisstation Wald und Weg zum Glück an der ev. luth. Kirche in Twist: 

    Am „Weg zum Glück“ kann man so einen Hexenbaum bewundern. Eine Picknickhütte lädt die Rad- und Fußwanderer zur Pause ein, bei der man sich gleich über die Besonderheiten der Birken informieren kann: Wussten Sie zum Beispiel, dass die Birken eine unglaubliche Menge Samen bilden, die, würde man sie aneinanderlegen, eine Strecke von 60 km ergeben? Oder kennen Sie die Wirkung der Birke als Wasserpumpe, die über ihre Feinwurzeln täglich bis zu 500 l Wasser aus dem Boden ziehen kann? Es gibt also viel zu Erlernen und Erleben an der Station Wald des Moor-Energie-Erlebnispfades. Wer darüber noch weiter nachdenken will, der kann den Weg zum Glück - einem philosophischen Rundweg durch den Birkenwald hinter der Kirche - begehen oder sich die verschiedenen Gartenanlagen der Kirchengemeinde ansehen. Informationen finden Sie unter www.bibelgarten-twist.de

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Autor

Dr. Silke Hirndorf
49716 Meppen

Organisation

Int. Naturpark Bourtanger Moor - Veenland e.V.
Ordeniederung 1
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