TWI039 - Versuch "Nichts zu tun"

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Geopark Naturpark Moor/Veenland

 ICH SEHE: „Eine Moorfläche – diese dient Forschungszwecken im sog. „Bridge Projekt“, das sich mit der Wiedervernässung abgetorfter Moorflächen beschäftigt.“
 
 

Bridge Projekt

Westlich des Wanderwegs, dem „Hünenweg“, schließt sich die Forschungsfläche des Bridge Projektes an: Im Jahr 2004 haben Vertreter des Landkreises mit Unterstützung der staatlichen Moorversuchsanstalt in Bremen, verschiedenen Universitäten und dem torfabbauenden Unternehmen Klasmann Deilmann GmbH, die optimale Strategie für die Wiedervernässung untersucht.

Moore zu erhalten und bereits abgetorfte Flächen wiederzuvernässen - mit dem Moorschutzgesetz von 1981 waren die Vorgaben für die Zukunft der landeseigenen Moorflächen Niedersachsens festgelegt. Zuvor war die land- und forstwirtschaftliche Folgenutzung die vorgesehene Zielsetzung und in den Abtorfungsgenehmigungen so festgeschrieben.
 
Doch wie renaturiert man abgetorfte Flächen? Genau diese Frage beschäftigte Anfang der 2000-er Jahre das Torfabbauunternehmen Klasmann Deilmann, das die Flächen im Provinzialmoor wiedervernässen sollte. Es gab wenige fachliche Grundlagen und kaum Erfahrungen, wie mit den zukünftigen, für den Naturschutz vorgesehenen Flächen, umzugehen sei.
 
Ein Forschungsvorhaben sollte dazu geeignete Methoden herausfinden. Die Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland hatte mit dem "Leegmoor Projekt", südlich der Esterweger Dose und mit dem Inkrafttreten des Moorschutzgesetz bereits begonnen, Maßnahmen zur Renaturierung zu erforschen. Dazu wurden 1983/1984 auf Schwarztorfflächen mithilfe von Verwallungen Maßnahmen zur Wiedervernässung durchgeführt. Bis 1996 wurde die Entwicklung des Gebietes wissenschaftlich begleitet.
 
Mit Hilfe von EU-Fördermaßnahmen und der Zielsetzung Wissenschaft und Wirtschaft zu verknüpfen, suchte der industrielle Torfabbau mit dem Bridge Projekt fachliche Unterstützung bei Universitäten im In- und Ausland.

Gerd Wehkamp, Mitarbeiter der Firma Klassmann Deilmann GmbH erläutert das Projekt: Mithilfe großer Verwallungen wurde eine naturnahe Ausgestaltung der Fläche für eine spontane Wiederbesiedlung angestrebt. Nasse Blänken, das sind tiefere Kuhlen, sollten ein möglichst natürliches Oberflächenrelief imitieren. Diese sind nicht in allen Torfabbaugebieten möglich, da durch das Frästorfverfahren die natürlichen Geländeformen nivelliert werden. Im Versuchsfeld innerhalb des Provinzialmoores waren die Bedingungen jedoch optimal. Die Fläche ist dem Relief zu Zeiten der Moorentstehung nach der Eiszeit angelehnt. Nach Beendigung des Torfabbaus wurde die Oberfläche der Parzelle nur gegrubbert, in Vertiefungen, zum Teil in hektargroße Blänken, die das natürliche Oberflächenrelief erhielten. Gleichzeitig entstanden unterschiedliche Resttorfauflagen.
 
Genau diese Beschaffenheit eignete sich für die Versuchsparzelle. Das Torfabbauunternehmen setze auf eine lange Entwicklungsdauer, bei der auch Eingriffe wie das Entkusseln von Birken oder Wasserstaumaßnahmen so gering wie möglich gehalten werden sollten. Ziel war es, durch Staumaßnahmen die Wasserstände auf der Fläche so hoch einzustellen, dass die Birken durch die Nässe von selbst absterben. Die extensive Pflege stellte ein Nebeneffekt dar, der die Rückbau- und Unterhaltungskosten verringerte und gleichzeitig langfristig nachhaltig angelegt war.
 
Denn eine Wasserhaltung mittels Verwallungen kleiner Areale erfordert eine jahrelange Wartung der Wasserstände und somit einen enormen Pflegeaufwand. Mit den tief liegenden Kuhlen wollte man den natürlichen Wasserfluss ausnutzen, von dem aus wiederum die Besiedlung der höheren Bereiche durch die Torfmoose erfolgen sollte.
 
Die Natur holt sich mit diesen natürlichen Sukzessionsfolgen das Moor zurück. Eine besondere Herausforderung stellte ein tiefer, bis auf die unter dem Torf liegende Mineralbodenschicht einschneidender Graben dar. Er zog sich mitten durch die Versuchsparzelle. Diesen so aufzustauen, dass er als Initialstandort für die Torfmoosentwicklung und das Wasserreservoir und nicht als Wasserableiter fungiert, war eine besondere heikle Aufgabe. Und tatsächlich wies am Versuchsende gerade dieser Graben erfreuliches Torfmooswachstum auf. Für die Moorregeneration ergaben sich generell viele positive Resultate aus dem Versuch und am Ende vielleicht die Erkenntnis, die Natur sich selbst zu überlassen. Voraussetzung dafür ist, die natürlichen Bedingungen der Moorentwicklung anhand ihrer natürlichen Entstehung möglichst naturnah nachzubilden.
 
Trotz aller Bemühungen war jedoch auch eine weitere Erkenntnis, dass die natürliche Regeneration von Mooren mehrere Jahrzehnte dauern wird, eine Zeit die man angesichts des Klimawandels vielleicht nicht hat. Das Substrat-Unternehmen Klasmann-Deilmann hat daher zusammen mit wissenschaftlichen Partnern seine Forschung zur schnellen Wiederherstellung von Mooren fortgesetzt. Seit 2015 bringt man sehr erfolgreich Hochmoor-typische Vegetationen, hauptsächlich Bulten-Torfmoose, auf Versuchsflächen ein und bietet dieses Konzept inzwischen auch anderen Interessierten an. Informationen zu Paludikulturversuchen im Provinzialmoor sind auf der Internetseite des Naturpark Bourtanger Moor und auf den Internetseiten von Klasmann Deilmann GmbH näher beschrieben.

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Autor

Internationaler Naturpark Bourtanger Moor-Veenland
Ordeniederung 1
D-49716 Meppen

Organisation

Internationaler Naturpark Bourtanger Moor-Veenland